Samstag, 12. Februar 2011

Christchurch

Am letzten Nachmittag genießen wir noch den besonderen Flair von Christchurch. In den Hügeln östlich der Stadt sind unzählige Radfahrer und Jogger unterwegs, durch die Innenstadt bummeln Touristen und Einheimische, sitzen im strahlenden Sonnenschein und schauen den zahlreichen künstlerischen Performances zu. Zuletzt besuchen wir den riesigen Botanischen Garten der Stadt, der wie überall in Neuseeland an den Wochenenden von der Bevölkerung gestürmt wird.
Übrigens sind wir überrascht wie wenig Schäden die über 300 stärkeren Erdbeben der letzten Monate angerichtet haben. Die modernen Bauten, Straßen und Stromleitungen blieben praktisch unversehrt, nur das Lieblingspub unseres Taxifahrers wurde zerstört und auch das größte Puff der Stadt musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.


Hunter Special

In Neuseeland gibt es zahlreiche jagdbare Wildarten, die auch in Mitteleuropa vorkommen: Hirsche, Wildschweine, Hasen, Fasane, Enten, Gänse und Kaninchen. Mit Ausnahme der Kaninchen, die in manchen Landesteilen eine richtige Landplage sind, kommen die übrigen jagdbaren Arten jeweils nur in ganz wenigen Regionen vor. Freileibende Hirsche und Wildschweine vor allem in den Ranges (=Gebirgszügen) im Norden der Südinsel, Fasane und Hasen ganz vereinzelt in den Ackerbaugebieten, bejagbare Gänse- und Entenpopulationen (außerhalb von Städten) findet man vor allem in den Süßwasserseen in den Küstenregionen. Obwohl das ganze Land als Wild – und insbesondere Niederwildbiotop – geeignet wäre, gibt es nur ganz vereinzelt Populationen und die nur in sehr geringen Dichten. Von regionalen Ausnahmen abgesehen werden sie auch kaum bejagt und es sind auch nicht die Prädatoren die die Niederwildpopulationen niedrighalten, es ist die überaus intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Hohe Viehdichten, Butterflymähwerke mit 10 m Arbeitsbreite, 4 tägige Beregnungscyclen und exzessiver Pestizideinsatz, fehlende Brachen und Rückzugsbiotope ermöglichen keine hohen Vermehrungsraten.
Von den Jagdmethoden ist vor allem die Wildschweinjagd interessant, aber aus tierschutzfachlicher Sicht in Mitteleuropa undenkbar. Gejagd wird mit Hundemeuten, wobei die eine Meute das Wildschwein stellt und die zweite Meute das Beutetier solange niederbeißt, bis der „Jäger“ das Tier dann mit der Saufeder tötet. Vor allem bei stärkeren Schweinen ist mit erheblichen Hundeverlusten zu rechnen.
Die Hirsche wurden in Neuseeland in den letzten 30 Jahren von Wildtieren zu landwirtschaftlich intensiv gehaltenen Nutztieren domestiziert. Kreuzungszucht (Rothirsch x Wapiti), hohe Besatzdichten, Endmast mit Kraftfutter sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Hirschfleischproduktion. Mehr als 90 % der mehrere zehntausend Tonnen umfassenden Jahresproduktion werden exportiert. Mit der Hirschfleischproduktion (=venison production) befassen sich derzeit rund 5000 Betriebe in Neuseeland, die zusammen mehr als 2 Millionen Hirsche halten. Laut Homepage der New Zealand Deer Industrie, ist die Hirschproduktion besonders artgerecht und venison das gesündeste Fleisch der Welt. Aber auf all diesen Homepages steht nur die halbe Wahrheit. Das große Geld verdienen die Hirschzüchter mit den „Nebenprodukten“ – aber darüber spricht niemand und man liest auch nichts davon.
Das wesentliche Nebenprodukt der neuseeländischen Hirschfleischproduktion ist das getrocknete und gemahlene Bastgeweihpulver, das wegen der angebliche aphrodisierenden Wirkung in China, Südostasien und den USA überaus gewinnbringend verkauft wird. Die Tiere werden beim schmerzhaften abtrennen des Bastgeweihs zwar betäubt, aber danach reißen die Schnittstellen immer wieder auf – wir sahen unzählige Hirsche denen der Schweiß über das Haupt floss und die sich an anderen Tieren abzuwischen versuchten und sie dabei komplett schweißig machten. Und diese Praxis ist kein Einzelfall, denn in Summe sahen wir auf beiden Inseln mehr als 100 Hirschfarmen und keinen einzigen!!! Hirsch ohne abgetrenntes Bastgeweih. Man fragt sich also,  wo die tollen Trophäenträger sind, die in den Prospekten der Hirschsprermabanken (= 2. Einträgliches Nebenprodukt der Hirschfleischproduktion) stehen. Doch diese „kapitalen“ Stücke stehen wegen der notwendigen Spezialbehandlung in Ställen und in diese sind wir einfach nicht hineingekommen. Obwohl wir Adressen hatten, ist es uns nicht gelungen in einen dieser Ställe zu kommen – irgendwie hatten wir den Eindruck, die haben was zu verbergen.
Zusammengefasst muss jedenfalls festgehalten werden, wer neuseeländisches Hirschfleisch in Europa kauft, trägt Mitverantwortung an der massenhaften Tierquälerei hier. Das Fleisch kann gar nicht so gesund und schmackhaft sein, dass einem ein solches Hirschsteak noch schmeckt, wenn man die Tiere hier einmal gesehen hat.




Freitag, 11. Februar 2011

Drei Ausflüge rund um Christchurch

Die letzte Station unserer Neuseelandreise ist Christchurch. Hierher hat es Edi verschlagen, einen Studienkollegen von Beate, mit dem wir trotz der weiten Entfernung über die all die Jahre (eigentlich Jahrzehnte) in Kontakt standen. Er besuchte uns auch einige Male in Lassee – zuletzt im Herbst 2010 – und wir sagten jedes Mal: irgendwann sehen wir uns bei dir in Neuseeland.
Edi holte uns sofort nach unserer Ankunft im Hotel ab und wir machten gleich den ersten Ausflug – bei einer herrlichen Abendsonne - in die Hügel im Osten von Christchurch. Die Stadt liegt zwar in der Canterbury Ebene, aber östlich der Stadt gibt es zwei Vulkane deren Abhänge eine Hügelkette mit bis zu 700 m Höhe bilden. Beide Vulkane sind an jeweils einer Stelle eingebrochen, daher sind die Vulkankrater mit Meerwasser gefüllt und können als Hafen genutzt werden. Im ersten Krater liegt auch der Hafen von Lyttelton (der wichtigste Frachthafen der Südinsel, der mit Christchurch durch einen Tunnel verbunden ist). Wir genießen die tollen Aussichten bis zum Sunset und kehren dann in einem netten Hafenlokal ein – die Speisen waren köstlich, aber eigentlich war die nette Plauderei mit Edi das Wichtigste.
Am nächsten Morgen wurden wir dann von Edi und Susanne (seiner sehr netten Partnerin) abgeholt und machten uns auf den Weg nach Akaroa, das im Krater des 2 Vulkans, rund 80 km östlich von Christchurch liegt. Unseren ersten Stopp machten wir in Birdlings Flat, sahen dort eine 40 km lange atemberaubende Brandung und besuchten danach ein mineralogisches Museum, in dem unter anderem versteinerte Hölzer ausgestellt sind, die an der Birdlings Flat angeschwemmt werden. In Akaroa selbst bummelten wir in den Hafen, vorbei an netten kleinen Häusern in französischem Stil, da diese Gegend ursprünglich von französischen Einwanderern besiedelt wurde. In der kleinen Kapelle diskutierten wir über Gott und die Welt und bei „fish and chips“ über die schönen Dinge im Leben. Zum Abschluss standen zwei – wirklich schräge - Lokations am Plan. Im Alternativhotel, das von einer Alt 68‘erin geführt wird, wanderten wir durch den Garten, in dem sich einzelne Hütten ohne Strom und Bad befinden. Aber immerhin gibt es jeweils ein Freiluftklo, ein Freiluftbadewanne mit Unterhitze und ein Freiluftbarbecue – jeweils in bester Gartenlage. Die Hütten sind nicht billig aber trotzdem sehr gut gebucht – gestern wurde gerade eine Baumhütte für eine Hochzeitsnacht vorbereitet. Nach dem Hotel im Garten besuchten wir noch eine Kunstinstallation im Garten. Auch hier werkt eine ältere Dame die in den 68’er Jahren aufgewachsen ist und ihren Garten in den letzten 12 Jahren mit vielen Figuren zum einem Gesamtkunstwerk verwandelte.
Den dritten Ausflug machten Edi, sein Hund und ich alleine – eine schweißtreibende Wanderung in die Berge. Beate wollte lieber in aller Ruhe Reisemitbringsel einkaufen, ohne mir bei jedem Stück erklären zu müssen, wozu man das eigentlich braucht. Wir wanderten im Morgentau bei herrlichem Sonnenschein und ohne Wind durch die Hügel und führten Gespräche, die ich keinesfalls hätte missen wollen. Zurück ging’s durch den kühlen, niederwüchsigen Regenwald – jener Vegetation also die hier wachsen würde, hätten nicht die Schotten alles abgeholzt - die Landschaft sollte nämlich so aussehen wie zu Hause in Schottland und darüber hinaus ebenso als Weide dienen. Derzeit werden viele Flächen wieder aufgeforstet, allerdings mit Kiefermonokulturen.



Fahrt entlang der Ostküste

Nach der Stadtbesichtigung von Dunedin – der „steilsten“ Stadt der Welt – die Stadt wurde in Schottland geplant und dann von schottischen Bauleuten auf Punkt und Beistrich genau - auf dem extrem steilen Gebiet der Otago Peninsula in Neuseeland - tatsächlich gebaut (die Schottenwitze darüber werden heute noch erzählt).
Die anschließende Weiterfahrt zurück Richtung Christchurch, führt uns wieder ins grünere Neuseeland und in ein relativ flaches und sehr intensiv bewirtschaftetes Agrarland. In den letzten Tagen hat es im Südteil der Südinsel so heftige geregnet, dass wir wieder überflutete Felder sehen und einige Brücken über den Waitaki River gesperrt waren.
Bei den Moreoka Bolders machen wir noch einen kleinen Stopp am Meer und sehen uns runde Steine an, die wie überdimensionierte Murmeln aussehen, die Kinder am Strand vergessen haben.
Der Rest der Fahrt nach Norden entlang der Ostküste der Südinsel ist ein ständiger Wechsel von Ackerbau und intensiver Milchwirtschaft mit mehr als 6 GVE pro ha !!!! (zum Vergleich: das ÖPUL in Österreich erlaubt max. 2 GVE/ha) – neben diesen hohen Viehdichten werden die Wiesen auch noch mit Stickstoffdünger gedüngt, denn Nitratwerte im Grundwasser misst hier ohnedies niemand. Auffällig sind auch noch die unzähligen Bewässerungsanlagen in einem Gebiet mit mehr als 600 mm Jahresniederschlag. Strom aus Wasserkraft ist billig, Wasser von den nahen Southern Alps fließt in bis zu 2 km breiten Flüssen durch die Ebene und das milde Meeresklima ermöglicht eine nahezu ganzjährige Wachstumsperiode. Bewässert wird alles – von der Weide über die Getreide-, Kartoffel- und Gemüseäcker bis hin zu den Zwischenfrüchten.  In der Nähe von Geraldine besichtigen wir noch riesige Hirschfarmen mit bis zu 1.000 Tieren. Insgesamt halten die rund 4.000 Hirschfarmer in Neuseeland knapp 2 Millionen Tiere - Hirsche wurden hier in den letzten 20 Jahren zum "Big Buisnes".
Am letzten Abend im Camper genießen wir dann noch ein herrliches Steak mit einem guten Gläschen neuseeländischen Wein in Ashburton. Am nächsten Morgen fahren wir durch die Ackerbaugebiete von Mid Canterbury nach Christchurch und geben dort unseren Camper - der uns schon mittlerweile schon sehr ans Herz gewachsen ist - nach 3.700 problemlos gefahrenen Kilometern in Neuseeland zurück.





Mittwoch, 9. Februar 2011

Otago Peninsula - Biologische Highlights

Trotz schlechter Wetterprognose wagten wir am frühen Morgen – bei leichtem Regen – die Fahrt zur 20 km von Dunedin entfernten Sandfly Bay. Wir dachten an die gleichnamige, mit Sandmücken übersäte Bay bei Motueka an der Nordspitze der Südinsel. Aber in dieser Sandfly Bay fliegen keine Mücken – hier gibt es riesige Sanddünen, hier fliegt der Sand. Unten am Strand tummeln sich die Wasservögel, das Meer rauscht beeindruckend und siehe da – es scheint tatsächlich die Sonne. Bei der Wanderung über den ausnehmend schönen Strand tauchen plötzlich riesige dunkle Punkte aus dem Meer auf – Seelöwen. Sie kommen an den Strand um ein ausgiebiges Sand- und Sonnenbad zu nehmen und lassen sich dabei von den zweibeinigen Beobachtern nicht im geringsten beeindrucken. Diese mehr als 3 m langen und rund 300 bis 400 kg schweren Tiere bewegen sich schneller als man denkt – einige Meter Abstand sind also durchaus angebracht. Beate wäre am liebsten bis zum späten Nachmittag geblieben, denn dann watscheln die Gelbaugenpinguine vom Meer zu ihren Jungen in die Dünen hinauf – vorbei einem verdeckten Beobachtungsstand, aber die Halbinsel Otago hat noch mehr zu bieten.
Als erstes fahren wir zu einem Ende des 19. Jh. errichteten Schloss. Der Erbauer hatte zwar einen tollen Platz für sein Schloss samt Garten gefunden, dafür aber mit seinen drei Ehefrauen weniger Glück gehabt und beging letztlich Selbstmord. Geblieben ist ein nettes Schloss in einem wunderschönen Park hoch über dem Hafen von Dunedin, dass nunmehr als Hotel, Cafe und Filmkulisse genutzt wird.
Am Nachmittag steht dann noch die Besichtigung des Royal Albatros Center auf unserem Programm. Nach einer wirklich interessanten Einführung, bei der wir viel über die 22 Albatrosarten erfahren. Die Tiere bekommen bis zu 3 m Flügelspannweite, werden rund 9 bis 11 kg schwer und verbringen 80 % ihres Lebens über dem Ozean und kommen nur zur Paarung und Brutpflege an Land. Hinter einer Glaswand können wir Bruttiere, Jungvögel und einige gleitende Alttiere beobachten, die ohne einen einzigen Flügelschlag stundenlang über der Kolonie kreisen. An einem Tag können diese Vögel bis zu 1.000 km weit gleiten und wenn sie nur rasch zum Lunch fliegen und nach drei Tagen wieder am Nest sind, haben sie meist mehr als 2.000 Flugkilometer hinter sich.
Bei der Rückfahrt nach Dunedin bekommt die Wettervorhersage doch noch recht – es schüttet – aber das kann uns im geheizten Camper bei Gemüsepfanne, frischem Meeresfisch und einem sehr guten Glas neuseeländischen Sauvignon Blanc wirklich nichts mehr anhaben.










Dienstag, 8. Februar 2011

Im Hochland der Südinsel unterwegs

Nach einigen Stunden am Strand von Lake Wanaka, wo trotz gegenteiliger Wetterprognose die Sonne angenehm wärmend am Himmel stand und der Regen in Sichtweite auf der anderen Seite des Sees niederging, machten wir uns auf den Weg – weiter nach Süden – nach Queenstown. Unterwegs begegnet uns eine Oldtimerrally mit wirklich alten Modellen, die eine extrem steile Auffahrt gleich nach Queenstown erfolgreich bewältigt haben. Die Neuseeländer haben ein Fabel für alte Autos, die liebevoll restauriert werden. Nicht nur die Autos allerlei technische Utensilien finden nach der eigentlichen Nutzungsdauer eine weitere Verwendung – ganz oder filetiert. Es wird nichts weggeworfen, sondern sicherheitshalber irgendwo in der Landschaft deponiert – man kann ja nie wissen. Der alte Autobus wird zum Schafstall und auch den alten Traktor kann man noch zum hochziehen von Schiffen aus der Marina verwenden. Die neuseeländischen Bauern haben übrigens den Ruf besonders geschickt beim reparieren zu sein und mit einem Stück „wire No. 8“ (= jener Draht, der für Zäunungen verwendet wird) alles wieder in Gang setzen können. Übrigens wird hier auch noch genäht, jedenfalls gibt es in jedem Nest ein Nähmaschinengeschäft samt Stoffen und Nähzubehör.
Nach einer Nacht im Dauererregen, machen wir am nächsten Morgen einen Bummel durch Queenstown. Hier gibt es an jeder Ecke Nervenkitzel zu kaufen – ob Bungee Jumping (wurde hier übrigens erfunden), Shotover Canyon Swing (= 109 m lange Seilschaukel mit bis zu 150 km/h quer durch eine Schlucht) Wildwasserrafting, Riversurfing, Skydiving, Jetboat, Canyoning, Drachengleitschirmfliegen, Fallschirmspringen und natürlich auch Mountainbiken – hier bekommt jeder seinen Adrenalinkick. Beate hat zwar am Vortag schon ein bisschen Fliegen geübt, doch „leider“ ließ unsere inzwischen arg geschrumpfte Reisekasse keinen dieser teuren Kicks mehr zu. Nachdem uns schon beim Zusehen schauderte, fuhren wir ins neue Cromwell weiter (das alte liegt am Grund des Stausees) und besichtigten das riesige Wasserkraftwerk von Clyde (versorgt die halbe Südinsel ganzjährig mit Strom). Am Weg nach Dunedin machen wir noch an einer Hirschfarm halt und finden bei einem Obst Ab Hof Verkauf neben herrlichen Früchten eine tolle neue Geschäftsidee (bleibt aber vorerst Betriebsgeheimnis).





Montag, 7. Februar 2011

Farmer special - Getreide und Mähdruschfrüchte

Landwirtschaft und Tourismus sind die zwei wichtigsten Wirtschaftssektoren Neuseelands. Beim Lesen unserer Blogeinträge der letzten Tage kann man den Eindruck bekommen, wir sind von einem touristischen Hotspot zum nächsten unterwegs. Tatsächlich sind wir allerdings täglich in Kontakt mit einem oder mehreren landwirtschaftlichen Betriebszweigen. Beate hat manchmal das Gefühl, ich bleibe bei jedem Feld stehen, plaudere mit allen Farmern die uns begegnen und kann an keiner Obstkultur oder Weide vorbei fahren, ohne nicht zumindest ein Foto zu machen. Das diese Bilder in letzter Zeit nicht mehr in unserem Blog zu finden sind liegt daran, dass ich Farmer Special Blogs zu „Getreide und Mähdruschfrüchte“, „Gemüse“, „Wein“, „Obst“, „Rinder“, „Schafe und Sonstiges“, „Forstwirtschaft“, „Technik“ und ein großes „Hunters Special“ vorbereite und wir die Bilder nicht doppelt ins Netz stellen wollen.
Im Gegensatz zu den „normalen“ Blogs, bei denen meist Beate die Bilder aussucht, beschriftet und danach hochladet und oft auch noch den Blog schreibt (während ich laufen oder einkaufen bin)  muss ich bei diesen Spezialblogs alles selber machen – und das dauert.
Den Anfang mache ich heute mit dem Getreidebau, denn der ist in Neuseeland rasch erklärt. Während auf der Nordinsel und in den ausgedehnten Berggebieten der Südinsel nur vereinzelt extensive Getreidefelder (Ertragserwartung 3 bis 5 t pro ha) zu finden sind (zur Versorgung der eigenen Viehbestände oder zur Lieferung an eine lokale Brauerei), findet man in Mid Canterbury – einer Ebene südlich von Christchurch auf der Südinsel ganz intensiv geführte Getreidebestände mit Erträgen jenseits der 10 t pro ha. Diese Region zwischen dem Pazifik im Osten und den Southern Alps im Westen mit  mildem Meeresklima, leichten aber humosen Böden, durchschnittlich 600 mm Jahresniederschlag, Grund- und Oberflächenwasser zu Beregnungszwecken im Überfluss ist das wichtigste Getreide-, Kartoffel- und Gemüseanbaugebiet Neuseelands. Während der typische Bauer in Neuseeland zumindest ein Standbein in der Viehwirtschaft hat (Milch- und/oder Fleischrinder, Schafe oder Hirsche), finden sich in Mid Canterbury auch reine Ackerbaubetriebe mit Betriebsgrößen von einigen 100 bis weit über 1.000 ha.
Bei der letzten großen Agrarreform wurden alle landwirtschaftlichen Subventionen ersatzlos gestrichen. Die Betriebe müssen also von dem leben was der (Welt)markt bezahlt. Produziert wird was der Markt verlangt – beispielswiese hat man auf die knappe Versorgungslage bei Zwiebel in Europa sofort mit einer Ausweitung der Sommerzwiebelproduktion reagiert – und da ökologische Kriterien bislang am Weltmarkt nicht zählen, denkt hier niemand an Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit oder Biolandbau. Dünger, Pestizide und Energie sind im Vergleich zu Europa billig (ein Liter Diesel kostet für die Bauern beispielsweise rund 0,70 Euro) und werden dementsprechend exzessiv verwendet. Die zumeist europäische Agrartechnik ist in etwa gleichpreisig und auch die Grundpreise sind in den Gunstlagen durchaus beachtenswert und liegen derzeit bei 30.000 bis 50.000 NZ$ pro ha. Interessanterweise konkurrenzieren hier die Milchbauern – auf der Suche nach beregnungsfähigen und damit auch in Trockenjahren produktionssicheren Flächen – die Ackerbauern.
Von den neuseeländischen Getreidebauern kann produktionstechnisch wenig lernen, denn sie unterscheidet sich kaum von der in Norddeutschland oder im Pariser Becken – beeindruckend ist aber vor allem die Marktorientierung der Bauern hier und diese wird in Zeiten degressiver Subventionen auch in Europa zunehmend ein Thema.





 

Sonntag, 6. Februar 2011

Der Weg ist das Ziel

Heute machen wir uns zeitig auf den Weg von Twizel zum Mount Cook. Das Wetter präsentiert sich von seiner besten Seite und die Fahrt entlang des Lake Pukaki bei Sonnenaufgang und fast freier Sicht auf den 3755m Aoraki/Mt. Cook ist ein einzigartiges Erlebnis. In Mt.Cook erkundigen wir uns im Informationszentrum wegen des Wetters und einer geeigneten Tour. Wir packen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg durch das Hooker Valley zur Zunge des Hooker Gletschers. Die Ausblicke, die sich entlang des Weges bieten sind atemberaubend, da die Bergmassive in Neuseeland viel wuchtiger und gewaltiger erscheinen als anderswo. Die Wanderwege starten auf 700m und steigen nicht sehr stark. Man hat  daher immer ein ca 3000m hohes Bergpanorama um sich herum. Auch die Gletscherzunge selbst ist sehr beeindruckend, obwohl sie durch starke Geröllablagerungen in der  Schmelzzone des Gletschers grau ist.
Am Ende der Wanderung genehmigen wir uns im Herimitage Hotel einen kleinen Imbiss auf der Terrasse mit Blick auf den Gipfel des Mt. Cook – nun sogar wieder bei Sonnenschein.  Das Herimitage Hotel ist Neuseelands berühmtestes und auch am meisten fotografierte Hotel. Das Originalhotel wurde 1884 erbaut. Es wurde zweimal zerstört und an der gleichen Stelle wiedererrichtet. Alle Zimmer haben einen herrlichen Blick- den gleichen wie wir beim Essen – auf den Mt. Cook.
Am späten Nachmittag geht’s weiter durch trockene, kahle Hügellandschaften zum malerischen Lake Wanaka.



Fahrt zum Mt. Cook

Von Ashburton aus fuhren wir durch die fruchtbare Mid Canterbury Ebene Richtung Südwesten in die Mt. Cook Area. Das Land wird immer hügeliger und vor allem trockener. Hätten wir nicht die geographischen Koordinaten in unserem Navi ständig vor Augen, in manchen Landschaften würden wir eher an Nordafrika als an das „grüne Neuseeland“ denken. Abholzung und Überweidung hinterlassen hier deutliche Spuren in der Landschaft. Neuseelands Bauern müssen ganz ohne Subventionen auskommen, also wird rausgewirtschaftet was das Land hergibt und der Weltmarkt bezahlt. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Biolandbau sind für die Bauern hier Fremdworte – der größte Profit ist wichtig, Erholungsphasen erst dann, wenn der Weltmarkt nicht mehr so gut zahlt.
Am Ende unserer Tagesreise erreichen wir die Mt. Cook Region und sehen den mit 3.754 m höchsten Berg Neuseelands ganz ohne Wolken.











Laufvergnügen

Eines der vielen Ziele die wir mit dieser Reise erreichen wollten – neben dem Kennenlernen fremder Länder, Menschen, Kulturen und Speisen sowie der politischen, sozialen, ökologischen, ökonomischen, sozioökonomischen und natürlich der agrarischen Situation in den einzelnen Ländern – war es, sehr viel Zeit für uns selber zu finden. Wir plaudern stundenlang miteinander und mit vielen netten Menschen die uns im Laufe des Tages begegnen und haben vor allem Zeit die Dinge zu tun, die uns wirklich Freude machen.
Für mich ist es unter anderem das Laufen, bei dem ich mich so richtig frei in der Landschaft bewegen kann und eine Fülle von Eindrücken bekomme, die ich weder im Reiseführer, noch in Gesprächen mit Einheimischen und auch nicht in Wikipedia finden kann. Der Kopf ist frei, es gibt keine Termine, keine Pflichten und keinen vorgegebenen Zeitplan und ich kann außerhalb der Zäune (in weiten Teilen Australiens und in ganz!!! Neuseeland gibt es keine landwirtschaftliche Parzelle – also das ganze Land -  die nicht eingezäunt ist) einfach dorthin laufen, wohin mich meine Füße tragen. Das herrliche Gefühl nach einem Morgenlauf (meist rund 1 h und ca. 10 manchmal auch 15 km) und der anschließenden Dusche kann ich leider nicht über „wifi“ übermitteln, aber von den vielen schönen Landschaften die ich dabei durchlaufe kann ich unseren Bloglesern einige Bilder senden.