Samstag, 5. März 2011

San Francisco

Die „final destination“  unserer Reise ist San Francisco – die zweitgrößte Stadt Kaliforniens. Wir kommen aus dem Norden über die Golden Gate Bridge in die Stadt und ich lasse es mir nicht nehmen, dieses Mal am Steuer unseres Autos zu sitzen. Die Stadt präsentiert sich in strahlendem Sonnenschein, nur die Brücke ist in leichten Nebel gehüllt. Ein wunderschöner Anblick.
Die Rückgabe unseres Mietwagens gestaltet sich äußerst einfach. Vis a Vis  des von mir gebuchten  "Hotel Grant" ist zu unserer großen Freude  eine Filiale der Autovermietung (Alamo) untergebracht und wir müssen unser Gepäck nur über die Straße tragen. Am Abend geht’s noch ins sehr belebte Hafenviertel der Stadt, der „Fisherman´s Wharf“  zum Abendessen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind für uns leicht zu erreichen, da unser Hotel mitten in Downtown liegt  - Theresa war vor einem halben Jahr hier und hat uns die Adresse gegeben.
Für den nächsten Tag beschließen wir ein besonderes Angebot des Sightseeings in Anspruch zu nehmen. Wir leihen Fahrräder aus und fahren kreuz und quer durch die Stadt und natürlich auch über die Golden Gate Bridge nach Sausolito. In diesem netten Hafenstädtchen  machen wir Mittagsrast und nehmen dann die Fähre   nach San Francisco zurück - vorbei an Alcatraz, dem ehemals sehr berüchtigten Gefängnis.
Am letzten Tag besuchen wir dann noch einige Sehenswürdigkeiten, die bei keinem San Francisco Besuch fehlen sollten. Den Union Square, die in Serpentinen geführte steilste Straße der Stadt und dann springen wir noch rasch auf ein Cable Car auf. In dieser Stadt hatten wir noch dazu Wetterglück. Zumeist scheinte die Sonne und erst bei der letzten Rückkehr ins Hotel begann es wieder zu regnen.

Wine Region Sonoma und Napa

Welche Gegensätze. In den südlichen Gebieten Kaliforniens hatten wir außerhalb der großen Städte den Eindruck, dass das halbe Land zu verkaufen ist. Vor jedem zweiten Haus steht „for sale“, ebenso wie vor den Geschäften in den Kleinstädten,  es gibt kaum Neubauten, man spürt und sieht die Wirtschaftskrise und die hohe Arbeitslosenrate auf Schritt und Tritt. Einen ganz anderen Eindruck erhielten wir in der Weinregion nordöstlich von San Francisco. Im Napa Valley (mit rund 7.000 ha Rebfläche) und im benachbarten, etwas weniger bekannten, aber weitaus größeren Sonoma Valley (mit rund 25.000 ha Rebfläche) dominieren Prunk und Protz. Die Häuser – eigentlich sollte man besser Villen sagen – sind in einem Top Zustand, es gibt viele Restaurants und Boutiquen und alle sind bestens besucht. Die Weingüter im Napa Valley stellen all das aber noch in den Schatten. Seit die Weine von Mondavi in den 70’er Jahren bei zahlreichen internationalen Verkostungen gewannen, stellten in beiden Tälern viele Farmen auf Weinbau um. Obwohl das Sonoma Valley eigentlich die besseren Lagen hat, verkauften sich die Napa Weine wegen der internationalen Bekanntheit einfach besser. Bis heute gibt es deswegen Zwist zwischen den Tälern und man denkt auch nicht daran die kleine Bergstraße „over the hills“, die die zwei Täler miteinander verbindet etwas besser auszubauen. Mitlerweile hat das Sonomatal seinen eigenen linksliberalen Stil entwickelt – die Weine sind jedenfalls in beiden Tälern hervorragend.


Donnerstag, 3. März 2011

Entlang der Küste nach Norden

Eines unserer letzten Ziele in Kalifornien ist das Sonomavalley in der Napa Wine Region. Da wir in Salinas genächtigt haben, beschließen wir an der Küste über Santa Cruz und San Francisco nach Norden zu fahren. Santa Cruz liegt am Ende der Monterey Bay und ist bekannt berüchtigt für sein sehr alternatives Flair. Böse Zungen behaupten, die ansässigen Komunalpolitiker beschäftigen sich mehr damit, ob Marihuana frei verteilt werden soll, anstatt den vielen homeless people Arbeit und ein zu Hause zu verschaffen. Hier haben wir aber viel Spass beim Peoplewatching und beim Probieren des Retrooutfits für die Heimreise.
Unserer Fahrt führt uns dann noch über den Beach, wo bereits die ersten Beachvolleyballer und Surfer zu sehen sind, entlang der frühlingshaften Küste hinauf in den Norden. Unser nächstes Ziel liegt nördlich von San Francisco und ist der Redwoodforest „Muir Woods“. Daher müssen wir bereits heute über die Westspange von San Francisco und damit über die Golden Gate.
Kaliforniens Küsten und Täler waren bis 1800 großteils mit Redwoods bewachsen. Diese Baumriesen sind die größten Gewächse, die auf unserer Erde zu finden sind. Es gibt zwei Arten, die beide nach wie vor hier in Kalifornien wachsen. Eine dieser Arten ist der Coast Redwood ( Sequoia sempervirens), der an der Küste wächst und bis auf wenige Exemplare genutzt wurde. Diese Baumart erreicht eine Höhe von bis zu 113,7 m und wird bis zu 2000 Jahre alt. Die andere Spezies Giant sequoia ( Sequoia dendron giganteum) wird nicht ganz so hoch – 93 m – dafür aber bis zu 3200 Jahre alt. Im Muir Woods konnten wir 600 – 800 Jahr alte Redwoods bestaunen.


Salinas Valley - Gemüse pur

Von Mariposa – liegt mitten in den „Foot Hills“ am östlichen Rand des San Joaquin Valleys – fuhren wir dann quer durch das Tal in Richtung Diablo Range, vorbei an Pistazienplantagen, Pflaumenkulturen – in dieser Region werden primär Dörrpflaumen erzeugt – und riesigen Milchviehfarmen. An der Westseite des Valley, bereits in der Diablo Range liegt das San Luis Reservoir, ein 51 km² großer Stausee, der zur Bewässerung und Stromerzeugung verwendet wird. In diesem Pumpspeicherkraftwerk können 450 MW Spitzenstrom erzeugt  und gewinnbringend in den großen Städten an der Küste verkauft werden.
Unser Ziel ist aber das Salinas Valley, das westliche Paralleltal zum San Joaquin Valley, dass rund 140.000 ha Acker-, Folientunnel- und Glashausfläche umfasst.  In diesem Tal befindet sich das Zentrum der US Gemüseproduktion. Die hier erzeugten Gemüsearten decken zwischen 80 und 90 % !!!! des US Bedarfs - von Artischocken, Brokkoli, Industrietomaten, Zeller, Knoblauch, Kohlrabi, Blumenkohl, Spargel, Erdbeeren, Karotten, Spinat, Pflückerbsen, Gemüsefenchel und natürlich alle Salatsorten. Wegen dieser beeindruckenden Produktionsziffern wird das Salinas Valley in Fachkreisen als „The Salad Bowl of the World“ bezeichnet.
Die Kulturführung ist perfekt, hier wird nichts dem Zufall überlassen. Es wird ständig beregnet, gedüngt und gespritzt – nur der Höchstertrag zählt. Gemüse ist hier Big Business, mit rund 4 Mrd. US$ Jahresumsatz. Die Produktionsbedingungen sind äußerst günstig – mildes Klima, leichte Böden, viel Sonne, bisher ausreichend Wasser und billige Arbeitskräfte (im südlichen Kalifornien leben sehr viele Hispanics). Obwohl hier derzeit Anbau-, Pflege- und Erntesaison gleichzeitig ist und wir auf vielen Feldern Arbeiter sahen, sind wir keinem einzigen „Farmer“ begegnet.
Die Art wie hier produziert wird, ist so ziemlich in allen Punkten das Gegenteil von dem wie wir zu Hause arbeiten. Riesige Betriebseinheiten, ausschließlich Fremdarbeitskräfte, exzessiver Einsatz von Energie, Mineraldünger und Pestiziden, keine Rücksichtnahme auf Grundwasser, Humusbilanz, Bodenleben und Nachhaltigkeit. Mit einem acre (~ 0,42 ha) Salat wird hier rund 6.000 US$ Umsatz gemacht, also lieber eine Düngergabe um 40 US$ mehr ausgebracht, als ein Ertragsrisiko eingehen. Liegen wir mit unserer Wirtschaftsweise falsch, wenn die mit ihrer so viel Geld machen? Nun ja, einerseits kann man sich mit den tollen Produktionsvoraussetzungen hier einiges erlauben (mit voller Hose kann man bekanntlich leicht stinken) und andererseits kann aus einer erfolgreichen Vergangenheit keine ebensolche Zukunft abgeleitet werden.
Hier fehlt beim genauen Hinsehen jedenfalls die Innovationskraft. Verglichen mit den Farmern in Australien und Neuseeland, die zwar teilweise auch mit großen Einheiten arbeiten, aber selber am Feld anzutreffen und ständig innovativ sind, werken hier nur Lohnempfänger in Befehlsketten. Da entsteht nichts Neues, da wird keine Maschine weiterentwickelt, höchstens noch das neueste Spritzmittel eingesetzt. Bei Recherchen im Internet - siehe

http://knowwhereyourfoodcomesfrom.com/2010/07/26/industrial-vegetable-production-in-california%E2%80%99s-salinas-valley/

kommt man sehr rasch auf Berichte, die die Umweltauswirkungen der hiesigen Produktionsweise aufzeigen. Das Grundwasser im südlichen Teil des Salinas Valley ist bereits derart stark mit Nitrat und Pestiziden verseucht, dass es als Trinkwasser und Viehtränke !! absolut ungeeignet ist. Außerdem wird durch die  übermäßige Grundwasserentnahme der Grundwasserspiegel abgesenkt und es kommt zum Einströmen von Meerwasser, das gegenwärtige Bewässerungssystem wird dadurch jedenfalls in Frage gestellt. Darüber hinaus ändert sich auch das Nachfrageverhalten einer wachsenden Zahl von US-Konsumenten. Nicht bloß äußere Qualitätsmerkmale sondern Frische (bis New York sind es mehr als 3.000 km), Geschmack, Gesundheitswert spielen bei den zahlungskräftigen Konsumenten eine größere Rolle, bleiben zwar noch die Unterschicht  und die Arbeitslosen, doch die essen vorwiegend gemüseloses Fastfood. In diesen Punkten hat das Salinas Valley also ganz schlechte Karten und es würde mich nicht wundern, wenn sich in den nächsten zehn Jahren hier einiges ändert.

Dienstag, 1. März 2011

Yosemite National Park

Nachdem der  „weather forecast“ in allen Medien für die nächsten Tage sonniges Wetter vorhersagt und wir auf Grund der agrarischen Ziele schon sehr nahe am Yosemite Nationalpark sind, beschließen wir den ältesten Nationalpark Kaliforniens auch noch in unser Besichtigungsprogramm aufzunehmen. Während des Goldrausches kam es 1855 zwischen den Ureinwohnern des Parks und den Pionieren zu  Kämpfen und im Zuge des Yosemite Grants unter Präsident Lincoln wurde das Gebiete bereits  1864 zum State Park und in weiterer Folge 1890 zum Nationalpark erklärt.  
Wir starten in der Früh bei leichtem Morgenfrost. Am Nationalpark angekommen müssen wir leider vorerst zur Kenntnis nehmen, dass das Befahren des Parks aus dieser Richtung nur mit Schneeketten möglich ist. Es hat in den vergangenen Tagen stark geschneit und im Nationalpark wird weder Splitt noch Salz gestreut. Also drehen wir wehmütig ( vor allem ich) wieder um. Pauli macht noch schnell ein letztes Foto im Schnee und stellt sich auf die Heimfahrt ein. Zum Glück entdecke ich aber in Fish Camp einen Laden, der für solche Fälle gut gerüstet ist. Pauli wird ausgeschickt und kommt natürlich mit Schneeketten zurück. Somit steht einer herrlichen Fahrt im frischverschneiten Park nichts mehr im Weg. Besonders beeindruckend ist der erste Blick aus dem Tunnel ins Yosemite Valley. Aber auch die großen Granitmonolite haben uns sehr fasziniert. Nach einem herrlichen Tag im tiefen Winter kehrten wir in der Abendstimmung dann unmittelbar in den Frühling zurück.



Montag, 28. Februar 2011

Unterwegs im "Valley"

Kalifornien war als einer der landwirtschaftlichen Schwerpunkte unserer Reise eingeplant. Die Besichtigung des San Joaquin Valley sollte dabei  einen der beiden Höhepunkte bilden – neben dem Besuch von Farmen im benachbarten Salinas Valley, dass vom Gemüsebau dominiert wird. Beate fühlte sich vorerst nur in der Rolle der Chauffeuse, doch bei der Blütenpracht die wir auf unserem Trip durchs Valley zu sehen bekamen, blieb auch sie nicht im Auto sitzen. Derzeit stehen gerade die Frühblüher in Vollblüte – allen voran die Mandelkulturen. Die Fahrt im Valley durch die blühenden Obstkulturen - vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge der Sierra Nevada -  in der angenehm warmen Frühlingssonne, wurde dann für uns beide zu einem der Reisehighlights.
Die Region um Fresno ist aber auch das Zentrum der sehr exportorientierten amerikanischen Rosinenproduktion und auch die Dörrpflaumen und Pistazien in den heimischen Supermärkten stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus dem „Valley“.
Weniger sehenswert ist die Milchproduktion. Die Tiere stehen oft bis zum Euter im Morast, die Grundwasserbelastung dieser Produktionsweise ist enorm und letztlich stellt sich die Frage ob ein Betrieb erst dann konkurrenzfähig ist, wenn 3.000 Kühe „im Stall“ stehen. Die Arbeit wird  ausschließlich von mexikanischen Arbeitskräften erledigt – jedenfalls haben wir hier tagelang keinen einzigen „Farmer“ zu Gesicht bekommen. Im Gegensatz zu Australien und Neuseeland, wo die Farmer bemüht sind neben einer wirtschaftlichen Erzeugung auch noch eine sehenswerte Landschaft zu produzieren, zählt hier nur der Profit. Was nicht mehr gebraucht wird bleibt einfach in der Landschaft stehen oder wird in irgend einer Ecke der Farm deponiert. Die Landtechnik ist bis auf die Zugmaschinen im wesentlichen veraltet, die Lager- und Aufbereitungsbetriebe sind meist auch schon in die Jahre gekommen. Die mexikanischen Arbeiter machen das, was ihnen die ebenfalls mexikanischen Vorarbeiter anschaffen, es gibt keine jungen innovativen Farmer, die vor Ort tätig sind. Die älteren Mitarbeiter bei der CCID hatten nicht einmal einen Computer und auch die USDA-Einrichtungen in Salinas sehen noch genauso aus wie bei meiner ersten Tour durch Kalifornien im Jahr 1978 – damals mit meinen Schulkollegen Ali Naimer und Wolfgang Schmied.
Die natürlichen Produktionsbedingungen Boden, Wärme, Wasser und billige mexikanische Arbeitskräfte sind zwar nach wie vor hervorragend, aber ohne Innovation, nur mit immer größeren Einheiten, wird sich diese Region im internationalen Wettbewerb in Zukunft schwer tun.

Sonntag, 27. Februar 2011

Fahrt ins Valley

Nach den wettermäßig durchaus brauchbaren Tagen an der Küste, wurden wir bei unserer Fahrt ins Valley (wie das San Joaquin Valley hier langläufig genannt wird) wieder von unserer ganz persönlichen Regenwolke begleitet. 
Das Tal wird im Osten durch die Sierra Nevada (ein bis zu 4500 m hoher Gebirgszug an der Grenze zum US Bundesstaat Nevada) und den Coast Ranges im Westen begrenzt. Das Valley ist absolut eben, hat leichte aber humose Böden und mehr als 300 Sonnentage im Jahr – heute war jedenfalls einer der anderen 65. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt zwar nur bei rund 300 mm, aber von den Bergen gibt es ausreichende Wassermengen zur Bewässerung der gesamten Talfläche. Bereits 1866 hat man hier begonnen Kanalsysteme zu errichten, die es ermöglichen, das ganze Tal zu fluten. Im wahrsten Sinn des Wortes übrigens, denn die meisten Kulturen werden hier mit „flood irrigation“ beregnet. Die ersten 8.000 m³ pro ha und Jahr (~800 mm !!!) kosten rund 55 US$ wer über 10.000 m³ pro ha braucht zahlt für die Übermengen den 8 fachen Preis.
Es gibt nur wenige Pflanzen die in diesem landwirtschaftlichen Garten Eden nicht gedeihen. Neben der Obst-, Gemüse- und Milchproduktion, zählt Baumwolle sowie alle Arten von Nüssen zu den wichtigsten Produkten die hier erzeugt werden. Rosinen, Wallnüsse, Mandeln, Pistazien – alles was Mutti zu Hause gerade zum Backen für Vater’s 80. Geburtstag verwendet, kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem San Joaquin Valley.
Bei meinem Besuch bei der CCID in Los Banos (= sowas wie bei uns die Marchfeldkanalbetriebsgesellschaft) – für alle Interessierten www.ccidwater.org – schaute zwar ganz kurz die Sonne hervor, aber den Rest des Tages hat es mehr oder weniger geschüttet. Aber was soll’s, wir fotografierten die wunderschönen Mandelblüten eben mit Regentropfen. Am Nachmittag kam es immer dicker, auch die 2. Stufe beim Scheibenwischer brachte das Wasser nicht mehr weg,  wir waren jedenfalls sehr froh, dass wir heil in Fresno ins Hotel kamen. 

PS: Normalerweise friert es hier im Valley nicht – und schon gar nicht Ende Februar. Aber was ist schon normal auf unserer Reise? Der „polare jet stream“ kam tatsächlich bis Kalifornien runter und ich musste am nächsten Morgen das Eis von der Windschutzscheibe kratzen.