Samstag, 4. Dezember 2010

Mekongdelta

Speedbootfahrt von Phnom Penh in Kambodscha nach Chau Doc in Vietnam.  Zuerst am bis mehr als einen Kilometer breiten Mekong und die letzten Kilometer auf einem der unzähligen  Kanäle an deren Ufer sich zahlreiche Reisschälanlagen, Reislager und Reisverladeeinrichtungen (Vietnam ist mittlerweile das zweitgrößte Reisexportland der Welt) befinden und auch sonst ist das Leben am Wasser sehr eindrucksvoll. In Chau Doc angekommen, hetzten wir dann mit unserem vietnamesischen Guide (Viet) eiligst den Krabbenberg hinauf – ein 250 m hoher Hügel mit einer tollen Aussicht auf die Reisfelder, das im 19. Jahrhundert gegrabene Kanalsystem und auch hinüber nach Kambodscha.

Kaum wieder herunten vom Berg standen dann in der Abenddämmerung hopp flott – wir kamen uns erstmals wie richtige Touristen vor - noch ein buddhistisches Walfahrtszentrum (alleine im April, während des buddhistischen Neujahresfestes, kommen 2 Millionen Besucher) und ein Grabmal (in Vietnam werden nicht nur die 8,8 Millionen Christen sondern auf eigenen Wunsch auch Buddhisten in Särgen beigesetzt - im Mekongdelta mitten in den Feldern).

Unsere morgendliche Bootsfahrt zu den schwimmenden Dörfern bei Chau Doc führte uns mitten ins Zentrum der Pangasiuszucht, die unter nahezu jedem schwimmenden Haus betrieben wird. Gefüttert werden die Fische mit einer Mischung aus Reis und gekochten Fischabfällen, die die Fischzüchter aus den Fischfabriken zurückgeliefert bekommen. Übrigens wird die Pangasiuszucht auschließlich für den Export betrieben, denn die Einheimischen empfinden ihn als zu wenig schmackhaft.

Auf der über 100 km langen Autofahrt von Chau Doc nach Can Tho reihte sich auf der gesamten Länge Haus an Haus und zumeist befindet sich vor oder im Untergeschoss des Hauses ein Geschäft - sozusagen 100 km SCS.










Donnerstag, 2. Dezember 2010

Phnom Penh

Vormittags Weiterflug nach Phnom Penh, tolles Flugwetter mit eindrucksvollen Bildern von Tonle Sapsee und den Reisfeldern im extrem flachen Land zwischen Siam Reap und Phnom Penh. Nach dem Check Inn im eigentlich ganz ordentlichen Goldiana Hotel 3*** mit Swimming Pool und kostenlosem WiFi (im Moment bin ich mir allerdings nicht ganz sicher die sonderbaren Geräusche ober mir nicht doch von Ratten stammen – Gott sei Dank schläft Beate schon und Morgen Vormittag reisen wir ohnedies weiter) unternahmen wir mit unserer neuen Reiseführerin Thea erst einmal einen Besuch bei einem der Sozialprojekte der Salisianer Schwerstern Don Bosco in Phnom Penh (rund 900 Waisenkinder und Kinder aus extrem armen Verhältnissen werden im Kindergarten 3-6 Jahre, in der Grundschule 6 bis 11 Jahre und in der Ausbildung zu Hotelfachkräften 17 – 18 Jahre betreut). Obwohl unser Besuch nicht angekündigt war, wurden wir äußerst freundlich aufgenommen, nach einem längeren Einführungsgespräch wurden uns alle Einrichtungen gezeigt – sowohl die Kinder als auch der Zustand der baulichen Anlagen machen einen äußerst reinlichen und geordneten Eindruck – absolut nicht vergleichbar mit dem was ich vor Jahren bei Ilse in Rumänien gesehen habe. Auch die Beruhigungsphase nach der Pause und vor der nächsten Unterrichtstunde war für Beate aus pädagogischer Sicht recht interessant – auf diese Weise sind die rund 45 Kinder pro Klasse!!! durchaus betreubar. Die von Beate mitgebrachten Stifte werden zweifellos die richtige Verwendung finden und auch die Möglichkeit der finanziellen Beteiligung an diesem Projekt gibt uns die Perspektive einen kleinen Puzzlestein bei der Bewältigung der Entwicklungsprobleme dieses Landes setzen zu können. Es war für uns jedenfalls ein unbeschreibliches Gefühl, mitten unter hunderten Kindern zu stehen die ihnen entgegengebrachte Zuneigung, Pflege, Betreuung und Fürsorge durch freudiges Springen, Lachen, ungestüme Umarmungen (den Schwestern gegenüber) vorsichtige Berührung unserseits und vor allem mit dankbaren Blicken aus ihren großen Kinderaugen beantworteten. Wir haben den Schwestern versprochen, keine Bilder ins Netz zu stellen, da derartige Bilder in der Vergangenheit schon mehrfach missbräuchlich verwendet wurden, aber alle die mehr über dieses Projekt erfahren möchten, können sich jederzeit mit einem Eintrag auf unserem Blog mit uns in Verbindung setzen, oder sich bei Theresa melden, die eine erste Sammelrunde bereits jetzt vor Weihnachten organisiert. Übrigens würden wir uns freuen, wenn mehr Leute – so wie Traude - Kommentare zu unseren Blogs posten würden.(-wir wollen nämlich auch Neuigkeiten erfahren)       
Der Königspalast in Phnom Penh, das Nationalmuseum, der von den Franzosen errichtete Zentralmarkt etc. sind sicher sehenswert, aber die eigentliche Attraktion dieser Stadt sind die Leute hier. Die Menschen dieser quirligen und pulsierenden Stadt mit mehr als 2 Mio. Einwohnern, haben ihre jüngere Vergangenheit bereits erstaunlich weit hinter sich gelassen und Phnom Penh verwandelt sich gerade wie eine Puppe zum Schmetterling. An jeder Ecke wird gebaut, produziert und/oder verkauft und Müßiggang sucht man vergeblich. Bleibt nur zu befürchten das die Phnom Penh Besucher des Jahres 2020 von der Architektur und den internationalen Designergeschäften her, die Stadt mit jeder hochentwickelten Metropole der Welt verwechseln werden.
Da es keine öffentlichen Verkehrsmittel und das Fahrrad allen zu langsam ist, sind alle motorisiert unterwegs – mit eigenem Moped, Mopedtaxi (manchmal sitzen vier Leute auf einem Moped und für eine ruhige und sichere Fahrweise muss man extra bezahlen), TukTuk, Taxi oder Auto - der Verkehr bewegt sich ohne Verkehrspolizisten und nahezu ohne Ampeln erstaunlich flüssig.
Obwohl die regierende Nationale Volkspartei Kambodschas aus der kommunistischen Partei hervorgegangen ist, kenne ich kein kapitalistischeres Land auf der Welt, es gibt keine Arbeitslosenversicherung, keine Krankenversicherung, keine Unfallversicherung (und auch keine Versicherungspaläste), beachtliche Kindergartengebühren, hohe Studiengebühren und erstaunliche hohe Preise bei den offiziell sehr geringen Durchschnittseinkommen (70 bis 150 $ pro Monat) – die meisten Einwohner dieser Stadt haben allerdings mehr als einen Job und kommen dadurch ganz gut über die Runden. Obwohl hier jeder seines eigenen Glückes Schmied ist und von Vater Staat nicht viel zu erwarten hat, bieten die Familienbeziehungen auch in der Großstadt noch eine gewisse Absicherung – wer schwer erkrankt wird nicht sich selbst überlassen sondern von der ganzen Großfamilie unterstützt – bei zumeist 4 oder 5 Geschwistern, Schwagern, Onkeln, Tanten etc. kommt schon was zusammen. Exemplarisch dazu die Biographie unserer Reisleiterin: ihr Mann hat in der Khmer Rouge Zeit seine ganze Familie verloren, ist bei Mönchen aufgewachsen, hat in Leipzig und Halle (Bruderhilfestipendium der DDR) studiert und in  Hohenheim und Weihenstephan nach der Wende dissertiert, Arbeitet heute im Handelsministerium, ist Professor an der Uni und Übersetzer wichtiger Verträge und Dokumente; unsere Reiseleiterin Thea hat ebenfalls 2 Geschwister im Bürgerkrieg verloren, aber der Rest ihrer Familie fand zwischen 1979 und 1983 wieder zusammen, hat sich durch Suppenverkauf in der Früh und Kuchenverkauf am Nachmittag ihr Studium verdient - Chemie als Lehrfach - arbeitet in den letzten Jahren aber nur noch im Tourismus als perfekt deutsch sprechender Tourguide  – der 11-jährige Sohn Maximilian besucht zwar eine öffentliche Schule, wird aber noch zusätzlich insbesondere in Fremdsprachen von Privatlehrern unterrichtet, der 18 Monate alte 2. Sohn (geboren mit Kaiserschnitt um 1200 $)  wird tagsüber von der Oma betreut.
Das Essen schmeckt uns nach wie vor ganz ausgezeichnet, allerdings werde ich in Zukunft die Chillischoten wieder bleiben lassen – war wirklich höllisch heute Mittag – nur eine weitere Flasche Angkorbier brachte etwas Linderung.
Nach unserer Cyclotour durch die Stadt und den vielen Informationen gönnen wir uns ein gutes Abendessen am Kai. Um ins Hotel zu kommen halten wir natürlich schon sehr versiert ein Tuk Tuk auf, nennen unsere Adresse und verhandeln den Preis und los gehts. Der Fahrer nickt eifrig und fährt auch los- nur leider zum falschen Hotel. Nach einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt durch etwas dunklere Gassen kommen wir dann aber doch gut an.

Weihnachtsstimmung gibt es nicht nur in den Geschäften mit Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann, sondern auch in unserem Hotelzimmer!



















Dienstag, 30. November 2010

Zwischen den Zeiten

Nach dem Besuch von drei weiteren Tempelanlagen fuhren wir durch typische kambodschanische Dörfer (sauber, ordentlich, mit zufrieden wirkenden, geschäftigen Menschen, unzähligen Kindern, Hühnern, Rindern, einigen Wasserbüffeln (alle in artgerechter Tierhaltung!!), allerdings immer noch ohne Strom – und daher:  kein Kühlschrank, keine Waschmaschine, kein Fernseher, kein ……) und konnten ganz spontan mit einigen Leuten in Kontakt treten. Mit einem Reisbauern der mit 2.000 m² seine Familie ernährt, mit einer Landwirtschaftslehrerin aus Phnom Penh die die Bauern vor Ort über die Wirtschaftlichkeit der Palmproduktion unterrichtet, mit der Bäuerin die den Saft der männlichen Palmblüten zu köstlichen Süßigkeiten eindickt. Die Verständigung klappte mit Hilfe unseres Reiseführers, z.T. mit Händen und Füßen und natürlich mit Englisch das von nahezu allen 10 bis 25 jährigen beherrscht wird, durchaus prima.
Danach unternahmen wir eine Bootsfahrt am Tonle Sap - dem größten Binnensee Indochinas. Wir besuchten schwimmende Dörfer – natürlich ebenfalls ohne Strom – der See steht für die Menschen dort im Mittelpunkt: er ernährt die Fischer, dient als Verkehrsfläche, Badewanne, Toilette, Waschküche, Freibad für die Kinder etc.. Bei der Heimfahrt ins rund 15 km entfernte Siam Reap kamen wir durch ein Bauerndorf, in dem die Bauern mit Karren und Sicheln von der Reisernte heimkamen, die Kinder die Rinder heimtrieben – eigentlich wie bei uns vor mehr als 150 Jahren. Wenige km weiter in der Großstadt mit den Läden von Guzzi und Hugo Boss, mit Lichtreklame und echten 5***** Hotels sind wir dann wieder im 21. Jahrhundert angekommen.
In den ländlichen Gebieten Kambodschas stehen die wesentlichen Veränderungen also noch bevor, wenn man aber bedenkt, das nach dem Terror des Pol Polt Regimes Ende der 70er Jahre, der Invasion der vietnamesischen Truppen in den 80er Jahren und dem Bürgerkrieg in den 90er Jahren erst seit 1998 eine gesicherte Aufbauarbeit möglich ist, kann man bereits erahnen wie rasch der Wille nach Veränderung auch diese Regionen entwickeln wird. Die Basis sind die vielen Kinder und Jugendlichen, die einen enormen Bildungshunger aufweisen – unser Reisleiter ist beispielsweise 25 Jahre alt, studiert Bauingenieurwesen und muss seine 400 $ Studiengebühr im Jahr – ebenso wie seine 4 Brüder – selbst verdienen. Neben Bildung und Fleiß gibt es allerdings auch enorme Direktinvestitionen aus Korea, China, Japan, Vietnam und Thailand die eine so rasche Entwicklung möglich machen.









Montag, 29. November 2010

Angkor

Schon vor Reiseantritt wussten wir, das die Tempelanlagen und Ruinen von Angkor zu den absoluten Höhepunkten unserer Reise zählen werden. Tatsächlich war alles was wir sahen, hörten (von andächtiger Stille, über krächzende Papageien bis zu ohrenbetäubenden Zikadengeräuschen), fühlten uns spürten (inklusive der drückenden Hitze – ohne Wind und bei hoher Luftfeuchte) mehr als beeindruckend.
So nebenbei konnten wir mitten ins heutige Kambodscha abtauchen – mit seinen vielen Kindern, den unzähligen Minenopfern, dem perfekten organisieren all dessen was der internationale Tourismus heute verlangt bis hin zu den langen Gesprächen mit unserem persönlichen Reiseleiter hier in Siam Reap, der uns vieles über Schulwesen und Universitäten, Lohnniveau und Gesundheitsvorsorge, freiwilligen Militärdienst und den Grenzstreitigkeiten mit Thailand erzählte. 

Wegen der Devisenknappheit blieb die kambodschanische Landwirtschaft übrigens Bio – nun verkaufen sie ihren Reis (siehe Bioreisfeld) allerdings in ganz Asien und auf der arabischen Halbinsel und kaufen sich deutlich billigeren „Chemiereis“  aus Vietnam und Thailand zum selber essen. Apropo Essen – die kambodschanische Küche schmeckt uns bislang ganz ausgezeichnet und bei den Riesenportionen hier werden wir eher zu als abnehmen.
Und was wir neben den unvermeidlichen Einkäufen (Beate kann - zu den vielen Kindern die uns mit großen Augen in gutem Englisch ständig was verkaufen wollen – manchmal einfach nicht nein sagen) sonst noch aus Angkor mitnehmen ist die Erkenntnis, das auch die größte Stadt seiner Zeit (Angkor hatte um 1200 mehr als eine Million Einwohner) bei übermäßiger Dekadenz wieder im Urwald versinken kann.

PS: auch der erwartete Geko (laut Internetbeurteilung unseres derzeitigen Hotels war dies zu befürchten) hat Beate auf huschende!!! Art und Weise schon im Badezimmer besucht – den dazugehörigen Schrei konnte man im halben Hotel hören.







 Angkor 

Sonntag, 28. November 2010

In Kambodscha angekommen

Sind im Norden Kambodschas angekommen. Bei 38 C unter Palmen in einem Land mit Unmengen von Wasser. Da wir nur ueber den Hotelcomputer ins Internet kommen - mit einer Tastatur ohne Buchstaben (zum Glueck lernte ich in der Schule die Blindschrift) - wird es in den naechsten Tagen nur schriftliche Eintraege geben. Obwohl Beate schon intensiv gesucht hat, konnten wir bislang kein Getier im Hotelzimmer  finden. Spass bei Seite, unser Hotel ist deutlich besser als 3***, mit einem Pool und im Stadtzentrum von Siam Reap gelegen. Weitere Berichte folgen.
Überraschender Weise gelingt der Einstieg ins Netz am Abend problemlos. Daher werden auch prompt die Bilder zum Text geliefert (Vielleicht gelingts ja morgen nicht mehr)