Donnerstag, 6. Januar 2011

Farmers special - for farmers only

Bilder sprechen für sich.


Für unsere nicht agrarischen Blogleser gibts ebenfalls drei neue Blogs!!

Heimisch fühlen in Australien


Ein Sommermorgen in den Weiten von New South Wales. Strahlender Sonnenschein, eine weite bis an den Horizont reichende Ebene, trockenes Grasland, vereinzelt uralte Eukalyptusbäume. Auf meiner morgendlichen Joggingrunde treffe ich auf einen Kanal, randvoll mit Wasser gefüllt, der der das kostbare Nass vom hiesigen Creek hinaus in die Fluren transportiert. Nach einigen Kilometern erstrecken sich auf der einen Seite des Kanals riesige Stoppeläcker. Auf der anderen Seite ist weiterhin nur trockenes Grasland. Die Sonne ist hier gratis, das Land kostet fast nichts nur das Wasser ist teuer. Wer hier Wasserrechte hat, kann Weizen, Gemüse, Reis!!! (mit 2 Ernten im Jahr) oder Soja anbauen, ohne Wasser kann man in dieser Landschaft mit rund 250 mm Jahresniederschlag nur 1 Schaf pro ha halten.
Entlang des Kanals werden immer wieder Wildenten hoch. Nur wenige Meter neben mir springt im hohen Grasland plötzlich ein Känguru auf und wir betrachten uns in Augenhöhe!!! Auf dem staubigen Weg fallen mir immer wieder Hasenfährten auf – und tatsächlich hoppeln in der Landschaft vor mir - die den Oberweidener Wiesen zum verwechseln ähnlich sieht – mehrere Feldhasen herum. Über mir streicht eine Weihe und ich muss mich in die Hand zwicken um sicher zu sein, nicht zu träumen.
Ich muss mich also nicht in Europa befinden um mich in einer Landschaft heimisch zu fühlen – Sommersonne, Wasser im Kanal, Stoppeläcker, Trockenrasen, Wildenten, Hasen und Weihen geben mir das Gefühl hier richtig heimisch zu sein.

Griffith und Fahrt ins richtige Outback


Nach einer kurzen Stadtbesichtigung in Griffith und einem Kaffee in einer ausgezeichneten italienischen Cafeteria, besuchten wir die Obstplantage „Catania Farm“. Beate konnte dabei – ganz legal – köstliche Orangen direkt vom Baum pflücken und ich erfuhr alle wichtigen Details zu Wasserkosten (70 bis 120 $ pro 1000 m³ - je nach Sicherheitsstufe), Pflückkosten (18 bis 20 $ pro h Gesamtkosten) und Produktions- und Vermarktungsdetails. Bei der Weiterfahrt nach Deniliquin sahen wir 2 Emus in freier Wildbahn und besichtigten eine riesige Getreideübernahmestelle der BARTTER Enterprises, deren Besitzer bewirtschaften eine Gesamtackerfläche  von rund 80.000 ha und zählen zu den größten Masthühnerproduzenten von Australien. Am Abend bereitete Beate einmal mehr herrliche Steaks zu.

Fahrt durchs "große Marchfeld"

Fahrt von Wagga Wagga über Coolamon (wichtiges Getreideanbaugebiet in NSW) nach Griffith dem Zentrum der australischen Orangen- und Zitronenplantagen. Ebenso gibt es hier riesige Weingüter und endlose Reisfelder. Trotz der geringen natürlichen Niederschläge sind durch die günstige Sonnenlage, den fruchtbaren Böden und dem - vom Murrumbigee River abgeleiteten - Beregnungswasser sogar mehrere Ernten pro Jahr möglich. Auf dem Weg nach Griffith besichtigten wir mehrere Getreideübernahmestellen und machten auf einer Getreidefarm Halt. Während meiner langen Mitfahrt mit einem der  Mähdrescher erfuhr ich die wesentlichen Facts der australischen Getreideproduktion. Mahlweizen hat hier mindestens 8% Protein und eine Fallzahl > 200. Ab 12% Protein spricht man hier von Hochproteinweizen der lediglich exportiert werden kann, die australischen Bäcker können so proteinreiche Partien jedenfalls nicht verwenden. Vor Griffith besichtigten wir dann noch ein riesiges Weingut (rund 1000 ha Rebfläche) und speisten am Abend in einem der zahlreichen italienischen Restaurants in Griffith eine herrliche Pizza (70 % der Menschen hier haben italienische Wurzeln) – den Tipp dazu hat uns übrigens Joan gegeben (= lastwagenfahrende Getreidebäuerin aus Coolamon).

Montag, 3. Januar 2011

Wagga Wagga

In der Früh besuchten wir das größte Einkaufszentrum von Canberra, dem Canberra Center. Die Stadt war auch am Montagvormittag fast menschenleer. Aber immerhin konnten wir eine neue Festplatte kaufen – für unsere 10.000 Fotos!!!! und jetzt kommen erst die Äcker!!!!
Die Fahrt nach Westen führt durch ausgedehntes Weideland, in dem nun die Schafe dominieren und Rinderherden nur noch selten zu sehen sind. Wir besuchten eine Winery (mit Verkostung und Einkauf). Westlich von Canberra hat sich in den letzten 30 Jahren der Weinbau etabliert (u.a. gibt’s hier die“ HELM Winery“).
Vor Wagga Wagga sehen wir immer mehr Ackerflächen – v.a. Getreide - und es ist gerade Haupterntezeit. Wagga Wagga ist mit rund 70.000 Einwohnern die größte „inland city“ von NSW und ein wichtiges Landwirtschaftszentrum. Am regionalen Claas Händler konnten wir natürlich nicht vorbei fahren.
Durch die Stadt fließt der Murrumbidgee River – er führte in den letzten Tagen Hochwasser und hat Teile der Stadt (u.a. einen der beiden Campingplätze) total verwüstet.






Fahrt nach Canberra

Die Fahrt von Batemans Bay nach Canberra (rund 150 km) führt im ersten Streckenabschnitt hinauf in die Bergkette der Great Dividing Range. Auch so weit südlich treffen wir auf ausgedehnte Regenwälder, die zumeist auch Nationalpark sind. Der letzte Abschnitt dieser anspruchsvollen Bergfahrt führt durch die sg. „Misty Mountains“ die ihrem Namen bei leichtem Regen alle Ehre machten. Zeitweise dachte ich im November durchs Waldviertel zu fahren und nicht im Hochsommer durch Australien. Einige Kilometer landeinwärts liegt das Städtchen Braidwood, das ganz dem Klischee einer australischen Siedlung entspricht. Nach einer kurzen Mittagsrast fuhren wir weiter nach Canberra und fanden problemlos eine powered site in einem stadtnahen Caravan Park.
Die Stadtbesichtigung von Canberra nimmt zwar nicht allzu viel Zeit in Anspruch – ist aber dennoch durchaus lohnenswert. Die Stadt ist im wesentlichen ein Wald, der von breiten Straßen durchzogen ist. Die Häuser sind meist nur schemenhaft hinter den Bäumen und Büschen auszunehmen, lediglich in der Innenstadt sind einige geschlossenen Häuserzeilen zu finden. Neben dem Parlamentsgebäude am Capitol Hill weist nur das War Memorial eine auffälligere Architektur auf. In Town Town gibt es einige mehrgeschossige Bauten die wie Hochhäuser aus dem Grün der Bäume herausragen. Auf den breit angelegten Straßen waren kaum Autos zu sehen und die Gehsteige waren praktisch menschenleer – gut es war Sonntagnachmittag mitten in der Ferienzeit – aber ohne dem freundlichen Polizisten am Capitol Hill hätten wir die 5 Restaurants der Stadt sicher nicht gefunden. Dafür gibt es unzählige Hinweisschilder zu den spärlichen Geschäften, die man ohne diese keinesfalls finden würde. Mitten in der Stadt gibt es einen See mit einer Uferlänge von 36 Kilometern mit lediglich 2 Einkehrmöglichkeiten. Irgendwie hat man den Eindruck, dass die 350.000 Einwohner der Stadt nur aus beruflichen Gründen hier sind und an jedem Wochenende und in den Ferien die Stadt fluchtartig verlassen, anders ist das eklatante Fehlen jeglicher Freizeitinfrastruktur nicht zu erklären. Canberra ist gastronomisch betrachtet eine einzige Marktlücke mit viel begrünter Künstlichkeit aber ohne Flair.
Nach einem kurzen Besuch in der katholischen Kirche von Canberra gingen wir thailändisch essen und waren über die Qualität des australischen Rindfleisches einmal mehr positiv überrascht. Bei allem Patriotismus, der bei einem österreichischer Bauer ja schon in den Genen steckt, wer hier in Australien einmal Rindfleisch genossen hat, der kann bei österreichischem Rindfleisch nicht mehr von Qualität sprechen. Die Spezialisierung auf Fleischrassen und eine tiergerechte ganzjährige Freilandhaltung von Mastrindern steht den österreichischen Rindfleischbauern jedenfalls noch bevor. Ich muss in diesem Zusammenhang an Univ.Prof.Prim. Dr.med. Klimscher (= Rindfleischliebhaber, der viele Jahre im Ausland gelebt hat) denken, der gemeinsam mit dem Distelverein eine Biorindfleischproduktion am Langen Luss angedacht hat, mit dem Ziel hochwertige österreichische Rindersteaks zu produzieren.
Auf der Rückfahrt zum Caravanpark sahen wir dann noch unzählige Kängurus auf den Weideflächen - bis in unmittelbare Häusernähe – herum hüpfen.